Kolumne der JUSO im Links.be

20.09.2014

Von Geschichte und Nationalismus
Er ist wieder vorbei. Der 1. August.
Rund um diesen Tag ranken sich Legenden und Mythen, bis hin zur abstrusen Behauptung, am 1. August 1291 sei die Schweiz gegründet worden. Wenige aber wissen, dass dieser Tag erst seit 1891 als Nationalfeiertag gefeiert wird. Genau so wenige wissen, dass diese Feierlichkeit im ausklingenden 19. Jahrhundert vor allem eine nationalistische Antwort auf die internationalistischen Bestrebungen der Linken und somit als Antwort auf den 1. Mai, der in der Schweiz seit 1890 gefeiert wird, gedacht war.
„Stolz sein auf sein Land ist kein Verbrechen.“ So tönt es allenthalben bei den Eidgenossen, wenn sie, 100 Jahre nach dem Beginn des 1. Weltkrieges, darauf hingewiesen werden, dass der nationalistische Wahn erneut um sich greift.
Für mich ist das wirklich unbegreiflich. Wieso genau sollte mensch auf eine Menschenmasse stolz sein, deren einzige Gemeinsamkeit es ist, innerhalb derselben künstlichen und von menschlicher Hand gezogenen Grenzen zu leben?
Die Antworten tönen dann in etwa so: „Weil wir unsere Kultur wahren müssen.“ Echt jetzt? Schon der Umstand, dass wir nicht mehr mit den Händen essen, zeigt, dass Kultur nichts Statisches ist.
Aber eben, dass die Linke und mit ihr der Internationalismus verloren hat, zeigt sich nur schon daran, dass der 1. August seit 1993 ein nationaler Feiertag ist, der 1. Mai aber nur in gewissen Kantonen als Feiertag anerkannt wird.
Doch genau in Zeiten wie diesen, in denen Entwicklungsgelder gestrichen und das Asylrecht in Frage gestellt wird, müssen wir uns erheben und für die internationale Solidarität und gegen Nationalismus kämpfen.
Bei mir hängt eine Peace-Fahne aus dem Fenster. Ich hoffe bei euch auch.